Durch Aktenberge wühlen gehört manchmal auch zu den Aufgaben von Erik Bogorinski (links) und Olaf Schuster, beispielsweise wenn ihr Verein hilfesuchende Menschen bei Behördengängen unterstützt. Foto: Andre Hirtz
Durch Aktenberge wühlen gehört manchmal auch zu den Aufgaben von Erik Bogorinski (links) und Olaf Schuster, beispielsweise wenn ihr Verein hilfesuchende Menschen bei Behördengängen unterstützt. Foto: Andre Hirtz


Darmstädter Echo 18. Oktober 2012 | vdb


„Können schnell und flexibel handeln“ Hilfestellung – Weiterstädter Verein Für ein Sozialeres Miteinander unterstützt Menschen in kritischen Phasen

 

Von dem Verein für ein sozialeres Miteinander (FeSM) erfuhren viele Darmstädter in diesem Sommer, als über eine Spendenaktion Geld für den schwer behinderten, elfjährigen Cedric Wagner gesammelt wurde. Er sollte ein Spezialfahrrad mit Rollstuhl-Zugvorrichtung bekommen. Doch die Krankenkasse und in weiterer Instanz auch das Landessozialgericht lehnten den Antrag ab (wir berichteten). Über einen Spendenaufruf des FeSM fanden sich 177 Spender, es kamen insgesamt rund 13 000 Euro zusammen – und Cedric hatte innerhalb von acht Wochen sein neues Fahrrad.

„Wenn man sieht, wie er in dem Fahrrad sitzt und sich freut, weiß man Bescheid. Das sind Entscheidungen nach Aktenlage, die bei den Versicherungen und Behörden getroffen werden und das kann nicht sein. Es ist erschreckend, wie da vorgegangen wird“, sagt der Weiterstädter Erik Bogorinski, der den FeSM 2010 gegründet hat. „Wir können schnell und flexibel handeln“, betont er einen der Vorteile des Vereins. „Deshalb wollen wir auch unabhängig von anderen
Organisationen sein.“

 

Dem Rentner ist es auch wichtig, dass der Verein Transparenz bietet und Spender genau wissen, wo ihr Geld hinfließt. Deshalb wurden beispielsweise zur Spendenübergabe an Cedric alle 177 Spender eingeladen. „Wichtig ist auch: Bei uns wird immer begleitet“, ergänzt Olaf Schuster, zweiter Vorsitzender des Vereins. Auch jetzt habe man noch Kontakt zu Cedric und seiner Familie.

Doch der Verein leistet nicht nur Hilfe für Menschen mit Behinderung. Er richtet sich an alle, die Hilfe suchen oder sozial schlecht gestellt sind. Er besteht aus insgesamt 20 Mitgliedern und bietet jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr einen Treffpunkt im katholischen Gemeindezentrum Weiterstadt an.

Auch die Begleitung bei Behördengängen, Mediation und Coaching, die Hilfe zur beruflichen Integration von Langzeitarbeitslosen sowie die Hilfe und Beratung für Menschen mit Behinderungen gehören zu den Angeboten des FeSM. In den vergangenen sechs Monaten habe es über 100 Kontakte und Hilfeleistungen mit Personen gegeben, die sich an den Verein gewendet haben, berichten Bogorinski und Schuster. Das Ziel des FeSM sei es bei all dem, den Landkreis und die Region zu einem sozialen Vorzeigebeispiel zu machen.

„Unser neuestes und wahrscheinlich größtes Projekt ist ein alternativer Einkaufs- und Lieferservice“, sagt Bogorinski. Die Planungen dafür laufen seit
sechs Monaten. Das Angebot ist in erster Linie für hilfsbedürftige Senioren, Behinderte, große Familien und Alleinerziehende gedacht. Sie sollen sich nicht
mehr „totschleppen“ müssen. Gerade würden erste Partner wie Pflegedienste und Ärzte angefragt.

Zunächst soll es einen kleinen Anfang mit einem Fahrzeug geben. Ein Sponsor dafür wird noch gesucht. „Es dürfen auch gerne Werbeträger sein“, betont der Organisator. In einer zweiten Stufe wäre es möglich, den Lieferservice zudem für Menschen anzubieten, die sich ihn leisten wollen. Ihre Beiträge würden dann wiederum die Fahrten für sozial Schwächere refinanzieren. „Der soziale Aspekt steht immer im Vordergrund“, betont der Vorsitzende.

„Wenn der Lieferservice so stattfindet, gibt es nur Gewinner. Die Belieferten, weil sie günstig gute, möglichst regionale Produkte bekommen. Die Fahrer, weil sie aus der Arbeitslosigkeit heraus kommen, die Geldgeber, weil sie durch soziales Engagement ihr Image verbessern und zuletzt auch die Umwelt, weil ein Fahrzeug viele Menschen beliefert.“